Christian Scholz, "Spieler ohne Stammplatzgarantie: Darwiportunismus in der neuen Arbeitswelt"
Wiley-VCH | ISBN: 3527500529 | 2003 | 263 pages | PDF | 1,01 MB
Wiley-VCH | ISBN: 3527500529 | 2003 | 263 pages | PDF | 1,01 MB
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CHANGE X
Darwiportunismus regiert die Wirtschaft. Zum einen agieren Unternehmen nach dem Prinzip des Stärkeren (Darwinismus). Andererseits stellen Mitarbeiter ihren eigenen Vorteil in den Mittelpunkt (Opportunismus). Wenn jeder sich durchsetzen will, kracht es. Muss es aber nicht, wenn die Beziehungsqualität vor dem Vertragsabschluss festgelegt wird. Eigenverantwortlich und auf gleicher Augenhöhe. Dann kann später keiner maulen oder schmollen. Jeder weiß vorher, woran er ist. In Scholz´ neuem Buch gibt es kein "Die da oben und wir da unten". Mitarbeiter und Unternehmer bewegen sich auf ein und dem selben Brett und kümmern sich um ihr Schicksal eigenverantwortlich. Deswegen - so die Kernaussage von Scholz - brauchen wir keine gegenseitige Kritik, sondern "einen neuen, sozialen Kontrakt" - geschlossen zwischen zielstrebigen, souveränen und aufgeklärten Personen. Auf Augenhöhe.
Es wäre kein Scholz-Buch, würde der Professor nicht sein darwinsches Drei-Stufen-Modell - Variation, Selektion und Retention - bemühen, um zu erklären, warum Unternehmen von heute auf morgen von der Bildfläche verschwinden. Doch wie der Titel bereits sagt, konzentriert sich der Saarländer nicht nur auf den Überlebenskampf der Unternehmen. Er betrachtet vor allem den Einzelnen, den Mitarbeiter, den Manager, den Chef. Wie verhält er sich im globalen Kräftespiel? Ist er allseits bereit und folgt er ohne Plan und Ziel seinem Herdenführer? Oder verhält er sich opportun und stellt eine Kosten-Nutzen-Gleichung auf: Was soll der Job bringen? Was bin ich bereit zu geben? Und wo liegen meine Grenzen?
Was für Scholz keine Frage ist, wird von Unternehmen vielfach ignoriert. Statt Mitarbeiter als Persönlichkeiten mit eigenen Ziel- und Wertvorstellungen wahrzunehmen, glauben sie an ihre eigene Propaganda: "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, bei uns kann er sich selbst verwirklichen." Um so verständnisloser reagieren sie, wenn die "darwiportunistische Generation" abwandert, um auf ihrer Selbstverwirklichungslinie ein Kästchen weiterzuhüpfen. Doch nicht nur Unternehmen sind blind. Auch Mitarbeiter ignorieren vielfach das Kräftefeld, in dem sich Firmen heute befinden. Sie pochen auf ihr Recht und sind nicht bereit unternehmerisch zu denken, Risiken einzugehen oder für ihre Fortbildung selbst zu sorgen. Deswegen fordert Scholz von beiden Parteien einen "neuen, sozialen Kontrakt", einen "neuen Realismus". Nur wenn beide ehrlich miteinander kommunizieren, ihre Ziele und Nutzenkalküle offen legen und "Darwinismus" und "Opportunismus" als Grundkonstanten akzeptieren, können die Lager aufgehoben und die Fronten durchbrochen werden.
Was sich nach Tante-Emma-Rezept anhört, ist in Wirklichkeit schwer umzusetzen. Die Nebelwand ist dick. Statt mehr Selbstbestimmung, Freiheit und innerbetriebliche Demokratie heißt es zur Zeit Rückzug. Das weiß auch Scholz. Er sitzt nicht im Elfenbeinturm. Trotzdem lässt er sich seinen Optimismus nicht nehmen: "Jeder hat es selbst in der Hand: jeder Mitarbeiter, jeder Unternehmer und zusätzlich - als neuer darwiportunistischer Kontrakt - beide gemeinsam!" Und das ist wohl - neben seiner interessanten Verquickung - sein größter Verdienst.
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