Allgemeine Pathologie, zweite Auflage by N. Ph. Tendeloo
Deutsch | 1. Januar 1925 | ISBN: 3642904637 | 1042 Seiten | PDF | 76,7 MB
Deutsch | 1. Januar 1925 | ISBN: 3642904637 | 1042 Seiten | PDF | 76,7 MB
Dieses Ergebnis vieljähriger Arbeit - ich fing 1909 zu schreiben an - unterscheidet sich nach Inhalt und Darstellung, sowohl im ganzen wie in Einzelheiten, dermaßen von den mir bekannten Werken über allgemeine Pathologie, daß seine Veröffentlichung in einer Weltsprache berechtigt erscheinen dürfte.
Die Erörterung geht von klinischen sowie pathologisch-anatomischen Beobachtungen und Versuchsergebnissen aus und berücksichtigt deren Übereinstimmung bzw. Verschiedenheit. Es ist nicht nur der vierte Abschnitt, der dieses Werk von anderen unterscheidet.
Der Inhalt bringt mehr oder weniger "neue" Ergebnisse eigener Versuche und Beobachtungen und Bemerkungen, auch solche klinischer Natur. Letzteres wird man verstehen nach der Mitteilung, daß Verfasser fast 8 Jahre als praktischer Arzt tätig war, nachdem er Assistent der pathologischen Anatomie in Leiden war und bevor er Prosektor-Bakteriolog am Stadtkrankenhaus in Rotterdam und dann Professor in Leiden wurde. Die hier gemeinten Ergebnisse finden sich zerstreut im Werk. Seitdem die Bemerkung über Tötung von Flöhen durch Sonnenlicht (S. 102) geschrieben wurde, scheint sich in der Tat das Sonnenlicht als kräftiger Bundesgenosse im Kampf gegen die Pest zu bewähren.
Ich habe mich sehr beschränken müssen. In diesen Zeiten der Spezialisierung ins Unendliche gilt es mehr als je, das Multum über den Multis fest im Auge zu behalten, Stämme von Zweigehen, Gesichertes vom Fraglichen zu unterscheiden, zu bedenken, daß eine Annahme (Hypothese) nur eine Frage bedeutet, deren Beantwortung allerdings einen großen Fortschritt bedeuten kann, sich vor übereilten Folgerungen zu hüten. Trotz der Beschränkung sind außer "Hauptsachen" auch viele scheinbare "Nebensachen" angeführt. Hauptsache und Nebensache sind aber relative Begriffe, deren Wert wir nicht immer anzugeben vermögen. 'Was heute Nebensache zu sein scheint, kann sich morgen als Hauptsache erweisen. Es kann außerdem eine Nebensache den Weg zu einer wichtigen Entdeckung oder Forschung zeigen.
Im· übrigen gibt es keine "vollständige" allgemeine Pathologie. Nicht selten begegnen wir allerdings Behauptungen, als ob die allgemeine Pathologie nur ganz bestimmten Erscheinungen nachforsche, andere aber ausschließe. Als ob etwa Embolie, Entzündung, Albuminurie zur allgemeinen Pathologie gehören, Magenschmerz, Nasenbluten und Trigeminusneuralgie jedoch nicht. Träfe diese Annahme zu, so gäbe es in der Tat eine mehr oder weniger scharf abgegrenzte, somit auch eine mehr oder weniger vollständige allgemeine Pathologie. Solche Behauptungen beruhen aber auf Mißverständnis: Jede Erscheinung hat eine besondere und eine allgemeine" Bedeutung.