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    Verschwundene und seltene Gäste der Speisekarte. Ein Kochbuch

    Posted By: tot167
    Verschwundene und seltene Gäste der Speisekarte. Ein Kochbuch

    Bernhard Kathan, "Verschwundene und seltene Gäste der Speisekarte. Ein Kochbuch"
    Bernhard Kathan | 2000 | ISBN: 3900568103 | 136 pages | PDF | 1 MB

    Vorwort
    Eine Zwischenbemerkung für besorgte Tierfreunde: Es ist erklärungsbedürftig. Es findet sich kaum ein Thema, welches Menschen so zu mobilisieren vermöchte. Tiere bieten Projektionsflächen für den vielfältigsten Bedarf. Rezepte zur Zubereitung von Bibern oder Schildkröten sind vollkommen
    harmlos. Nicht nur das Wissen um Ökologie widersetzt sich jedem Versuch, eines dieser Tiere zu verzehren, sondern vor allem jene Ekelschwelle, die sich seit hundert Jahren in unserer Gesellschaft durchgesetzt hat. All diese Tiere werden nicht am Verzehr zugrunde gehen. Den Tierschützern ist vorzuhalten, daß sie hinsichtlich der von ihnen vertretenen Moral vergessen, daß ihre Anliegen vor allem mediale Produkte sind. Gäbe es BILD
    oder KRONE nicht, welche Anliegen hätten sie dann? Bekannt sind die Aufschreie, wenn Hunde verzehrt oder Bären aus überbevölkerten Zoos geschlachtet werden, nicht zu schweigen von den letzten Gorillas, die im Kongo im Suppentopf landen.
    Das wahrscheinliche Ende der Gorillas ist traurig, aber wir dürfen nicht vergessen, daß die von uns so hochgepriesene Tierliebe ein sehr junges Phänomen ist. Noch vor hundert Jahren hätte kaum ein Mensch Klage wegen eines Gorillas erhoben.
    Tierschützer vergessen auch , daß viele ihrer Bemühungen zur Intensivierung der von ihnen beklagten industriellen Ausbeutung von Tieren beigetragen haben. Tierschützer waren an der Entwicklung "humanerer" Tötungsvarianten beteiligt, Tierschützer waren es, die zur Beschleunigung der A bläufe in der Packerindustrie in Chicago und andernorts beigetragen haben. Die Tierschutzbewegung hat etwa nie darüber nachgedacht, daß sie ihre Vorstellungen zur Schmerzempfindung von Tieren ausgerechnet ihren vehementesten Gegnern verdankt, nämlich jenen Physiologen, die Experimente am lebenden Tier durchführten oder immer noch durchführen. Die Tierschutzbewegung nahm bislang auch nie zur Kenntnis, daß ihre Erfolgsgeschichte in besonderer Weise auf der Denunzierung gesellschaftlicher Randgruppen beruht, h eute etwa der Bauern. Welcher Tierschützer bedauert den Untergang der kleinbäuerlichen Kultur? Die Tierschutzbewegung vergißt auch allzuschnell, daß sie nicht nur mit Feindbildern, sondern auch sentimentalen Geschichten, mit denen sie die Boulevardpresse beliefert, operiert. Die Aussendungen von Tierschutzvereinen wecken nicht gerade das
    Bild von Toleranz. Die Tierschutzbewegung vergißt auch ihre fragwürdige Rolle während der NS-Zeit, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis mich jemand in Beziehung mit NSTätern bringt. Was hat dies alles mit Schildkröten, die vom Aussterben bedroht sind, zu tun? Das Entscheidende liegt in den Relationen, im Wissen, daß die eigenen Vorstellungen dies mag unangenehm sein oder nicht - nicht absolut zu setzen sind.
    Zitiert man Kochbücher der Jahrhundertwende, so muß man zumindest erkennen, daß Kultur nicht aus festgeschriebener Moral besteht. Im Gegenteil, all unsere Vorstellungen erweisen sich als höchst wandelbar. Dies kann uns helfen, unsere eigenen Sichtweisen und unsere (oft gefährliche) Moral etwas distanzierter zu betrachten. Im Übrigen frage ich mich: Warum erhebt niemand Klage wegen des armen Suppenhuhns? Würde
    mich freuen.
    Bernhard Kathan 9.6.2000

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