Der Mauerfall live - Sieben Stunden im November (2014)

Posted By: GeneralSecretary

Der Mauerfall live - Sieben Stunden im November (2014)
TV-Rip | Year: 2014 | 1024x576p | mp4 (h.264) | 44 mins | 739 MB | Language: German | mp4a | Subtitle: None
Genre: Documentary

Mithilfe von aufgezeichneten Telefonaten der DDR-Staatssicherheit, Radiomitschnitten und Amateurfilmmaterial rekonstruiert "ZDF-History" nun erstmals jene packenden Stunden vor dem Fall der Mauer. Der 9. November 1989 sollte ein besonderer Tag werden – für die Bundesrepublik Deutschland, nicht für die DDR. So sah die Planung aus. Bundeskanzler Helmut Kohl reiste zu einem mehrtägigen, politisch bedeutenden Staatsbesuch nach Polen. Das Hauptziel der Reise bestand in einer spürbaren Verbesserung der bisher angespannten Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Das ZDF fungierte in Absprache mit der ARD als Pool-Berichterstatter. Somit war es auch mit großer Besetzung und viel Technik in Warschau präsent. In der DDR tagte an diesem Tag das Zentralkomitee der SED und beriet darüber, wie die Staatspartei auf die massiven Forderungen der DDR-Bevölkerung nach politischen Veränderungen in der DDR reagieren sollte. Eine der wichtigsten Forderungen betraf die Neufassung eines Reisegesetzes. Dieses Reisegesetz, so die Hoffnung vieler DDR-Bürger und so auch die Vorstellung der DDR-Machthaber, sollte allen Bürgern ohne besonderen Grund, aber unter bestimmten Voraussetzungen (Reisepass, Visum etc.) erlauben, auch ins westliche Ausland reisen zu können. Keiner der DDR-Oberen wollte an diesem Tag die Mauer total öffnen, es gab keine entsprechenden Anweisungen an das Innenministerium oder Befehle an die Grenztruppen. Bis Günter Schabowski, das für die Pressearbeit zuständige Mitglied des SED-Zentralkomitees, seine inzwischen berühmte Pressekonferenz vor Journalisten aus aller Welt hielt. Denn dadurch kam bekanntlich alles ganz anders als geplant. Der Ablauf dieser Pressekonferenz und auch die Intensionen und "Gedankenaussetzer" Schabowskis sind inzwischen mehrfach wissenschaftlich untersucht. Die Pressekonferenz begann circa 18.00 Uhr. Doch obwohl SED-Generalsekretär Egon Krenz bei der Übergabe der entsprechenden Unterlagen zum neuen Reisegesetz an Schabowski von einer "Weltnachricht" sprach, ließ sich Schabowski viel Zeit bis zu deren Verlesung. Es war ja auch nur eine neue Reiseverordnung – eigentlich nichts Bedeutsames. Klar, dieses Gesetz erlaubte nun allen DDR-Bürger auch Reisen ins sogenannte kapitalistische Ausland – diese geregelte "Reisefreiheit" war zwar etwas Besonderes, aber nichts Sensationelles. Sie sollte auch erst ab dem 10. November umgesetzt werden. Deshalb verlas Schabowski den Text der Reiseverordnung und die dazugehörende Pressemitteilung auch erst ganz am Schluss der Pressekonferenz, es war inzwischen schon 18.53 Uhr. Werner Brüssau, der für das ZDF vor Ort war, musste den Pressesaal schon vor dem Verlesen der Reiseverordnung verlassen, da er noch den Beitrag für die "heute" schneiden musste. Die beiden "Kennzeichen D"-Redakteure Klaus Wilhelm und Uwe-Karsten Heye verfolgten Schabowskis Ausführungen im West-Berliner ZDF-Studio am Fernseher. Die Nachfragen der Journalisten "Wann tritt das in Kraft?" und "Gilt das auch für West-Berlin?" brachten dann Schabowski dazu, mit unschuldig-unwissendem Blick die letztendlich inhaltsschweren Aussagen "Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich" und "Doch, doch!" (in Bezug auf West-Berlin) zu machen. Die Uhr zeigte nun schon 18.58 Uhr. In Mainz warteten die Kollegen der "heute" auf den Beginn ihrer geplanten Sendung. Wie? Übergang nach West-Berlin möglich und auch sofort? Zu einem Grenzübergang an der grünen Grenze zu gelangen, war schwierig. Aber in Berlin gab es mehrere Grenzübergänge, und die lagen alle regelrecht vor der Haustür. Und "sofort" hieß übersetzt: Die Grenze ist auf. Die beiden Berliner ZDF-Kollegen erkannten die Bedeutung von Schabowskis Bürokraten-Sprache und setzten sich umgehend mit der Mainzer Zentrale in Verbindung. Nach kurzer Diskussion – jede kurzfristige Umstellung der Sendung ist nun einmal ein organisatorischer Kraftakt – entschieden Volker Jelaffke als Redakteur im Studio und Otto Diepholz als CvD, Schabowskis Pressekonferenz noch in die laufende "heute" einzubauen. Die DDR-Nachrichtenagentur ADN verbreitete Schabowskis verlesenen Text erst um 19.04 Uhr. In der "heute" wurde dann im neuen 14ten von 25 Beiträgen gegen 19.15 Uhr über die Pressekonferenz berichtet, und die wichtigste Aussage "... von sofort an DDR-Bürger direkt über alle Grenzübergänge zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland ausreisen dürfen" von Volker Jelaffke verlesen sowie die dazugehörigen Bilder des DDR-Fernsehens mit dem O-Ton Schabowskis gezeigt. Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, ob wirklich DDR-Bürger an diesem Abend noch nach West-Berlin gelangen würden. Schabowski ahnte nicht, was er ausgelöst hatte. Auch Stasi-Minister Mielke musste in einem Telefonat gegen 21.00 Uhr mit Egon Krenz zugeben, dass er nicht wisse, was da an der Mauer los sei. Keiner konnte vorhersehen, dass gegen 22.30 Uhr am Grenzübergang Bornholmer Straße die ersten DDR-Bürger ohne Visa die Mauer passieren würden und sich daraus dann die Maueröffnung entwickeln sollte. Aber alle ahnten etwas. Und so war seit 19.30 Uhr der ZDF-Reporter Christhard Läpple mit seinem Team auf den Berliner Straßen unterwegs und das "heute-journal" eröffnete Sigmund Gottlieb dann auch mit den Worten "Die Nachricht des Tages – sie kommt auch heute wieder aus Ost-Berlin". Am kommenden Tag verließen dann auch die ersten ZDF-Fahrzeuge mit Kameratechnik Warschau Richtung Berlin. Denn dort wurde in den nächsten Tagen Weltgeschichte geschrieben. Das ZDF hatte als eine der ersten Fernsehanstalten darüber berichtet, und dies so schnell, wie es damals im analogen Fernsehzeitalter möglich war.







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