Franz Liszt - Tanski / Beethoven Orchester Bonn - Tasso, Totentanz, Piano Music {Hybrid-SACD // EAC Rip}

Je mehr ich mich mit der Musik des ungarischen Komponisten Franz Liszt (1811-1886) beschäftige, umso verblüffter bin ich, wie unterschiedlich seine Werke sind und welche tiefgreifende Veränderung seine Klangsprache im Laufe der Jahre durchlaufen hat. Sicher, nicht alle Veröffentlichungen im aktuellen Liszt-Jahr sind dazu geeignet, das facettenreiche und in gewisser Weise nicht widerspruchsfreie Œuvre des Klaviervirtuosen des 19. Jahrhunderts neu zu beleuchten – so wird durch den bloßen Aufguss altbewährter Aufnahmen wohl bekannter Stücke keiner sein Bild Liszts revidieren müssen – aber es gibt sie durchaus, jene spannenden Veröffentlichungen, die den Hörer eine neue, eine unbekannte oder zumindest wenig beachtete Facette seines kompositorischen Schaffens vorstellen zu vermögen.

Die Idee ist fast schon ein wenig morbide und doch erschien vor einigen Wochen ein ähnlich gelagerte Veröffentlichung (was dann auch viel über Liszts ausgesprochenes Faible für den Tod verdeutlicht): Das Beethoven Orchester Bonn unter seinem Schweizer Dirigenten Stefan Blunier – ein Klangkörper, dessen Bekanntheitsgrad und Anerkennung in den letzten Jahren durch einige hochgelobte Einspielungen und durch interessant gestaltete Konzerte beachtlich gewachsen ist – und der Essener Pianist Claudio Tanski haben auf ihrem Beitrag zum Liszt-Jahr hauptsächlich Werke zusammengetragen, die sich um Tod, Leid und Resignation drehen. Das Album ist dabei so aufgebaut, dass es der lateinischen Redewendung »per aspera ad astra« (zu Deutsch sinngemäß Durch Nacht zum Licht) folgt, einem oft von Liszt (und zahlreichen anderen Künstlern des späten 18. und 19. Jahrhunderts) in seinen Werken als abstrakte Formidee verwendeten Aufbau-Prinzip folgt.

Einfach nur »Klang« wäre ebenfalls ein guter Untertitel für dieses Album gewesen, denn alles an dieser Produktion lässt sich an diesem Begriff festmachen und das gleich im dreifachen Sinne: Zum einen wäre da die (wie immer) wirklich überragende Aufnahmetechnik, mit der die Musikproduktion Dabringhaus und Grimm diese SACD zu einem echten Klangerlebnis macht; da wären des weiteren das Beethoven Orchester Bonn auf der einen, Claudius Tanski auf der anderen Seite, die mit ihren phänomenalen klanglichen Fähigkeiten, die die gesamte Sonorität der ausgewählten Werke in all ihren Nuancen deuten und da ist natürlich die Musik Liszts selbst: Klanggewaltig, voller Emphase, voller Abgründe, voll ambivalenter Stimmungen. Höhepunkt der SACD ist die von John Adams (ja, dem John Adams der Minimal Music!) feinsinnig orchestrierte Fassung der »Trauer-Gondel No. 2? mit ihrem Dissonanzreichtum, Chromatikhäufungen und Wiederholungen: Ein hervorragendes Beispiel, wie visionär und modern Liszt in den Werken seiner Spätphase war. codaex.de