Abgang ist allerwärts

Der Ich-Erzähler - Elias Effert - kehrt nach mehr als zwanzig Jahren noch einmal in das Dorf zurück, das er in den frühen Achtzigern verlassen hatte, nachdem ihm die sozialistischen Kulturverwalter unmissverständlich klargemacht hatten, dass seine Texte für Theater, Funk und Fernsehen in der real existierenden DDR nicht mehr erwünscht waren. Zehn Jahre davor hatte er, der hoffnungsvolle Nachwuchsdramatiker der Republik, auf dem Land ein Haus gesucht, um dort in Ruhe schreiben zu können . So geriet er in ein Dorf nahe der polnischen Grenze, wo er ein verfallenes Fachwerkhaus erwirbt. Seine ursprüngliche Absicht, zwar zwischen den Bewohnern, aber nicht mit ihnen zu leben, erweist sich als Trugschluss, denn die Menschen mit ihren Geschichten, die ihm dort begegnen, erregen zunehmend sein Interesse. Nach kurzzeitigem und rasantem Aufstieg muss er dann erfahren, dass seine Texte, die mehr und mehr über die Grenze der zu duldenden Kritik hinausgehen, plötzlich nicht mehr erwünscht sind. Er, der vom Staat gehätschelte Jungautor, lernt nun die Kehrseite des autoritären Systems kennen. Die Leute im hintersten Winkel der Republik aber interessieren die Machenschaften im fernen Berlin nicht. Für sie ist Effert immer noch einer der ihren, dem es jetzt schlecht geht und dem man deshalb helfen muss. Als er endlich nach über einjährigem Warten mit Hilfe des prominenten Schriftstellers Wiesheim das Land in Richtung Westen verlassen darf, fällt ihm nur der Abschied von Dorf schwer. Jetzt, da er nach mehr als zwanzig Jahren noch einmal zurückkehrt, trifft er auf einen verfallenden Ort; die Jungen sind weggezogen, dorthin, wo sie Arbeit finden und die Alten sterben, und mit ihnen langsam auch die Häuser und damit das Dorf. Und als schließlich das von einem Lübecker Bankmanager aufgekaufte Schloss in der Mitte des Dorfes in Flammen steht, weiß Effert, dass die neudeutsche Geschichte der uneinig Vereinigten noch lange nicht zuende ist.