Zur Relativität sozialer Alltagsnormen: Eine Hypothese anhand von Fallbeispielen aus der sozialpädagogischen und sozialpsychiatrischen Praxis by Herrmann Matthias
German | 2010 | ISBN: 3531167936 | 200 pages | PDF | 12,9 MB
German | 2010 | ISBN: 3531167936 | 200 pages | PDF | 12,9 MB
Tagtäglich sind meine Arbeitskollegen und ich als Pädagogen in der Hilfe für psychisch erkrankte Jugendliche berufsbedingt den extremen Folgen sozialer und psychischer Prozesse, beispielsweise gewalttätigem oder ?verrücktem? Verhalten, ausgesetzt und müssen uns möglichst professionell dazu verhalten. Aus dem Anspruch heraus, diese Professionalität auch erfüllen zu können fragten sich meine Kollegen und ich ständig, welche Gesetzmäßigkeiten liegen ?devianten? Verhaltenweisen zu Grunde? Bedeutet extrem abweichendes Verhalten zwangsweise, die Abwesenheit von Normen und Werten und die Anwesenheit einer Krankheit im Sinne von defizitär-abnorm? Oder aber sind bei ?devianten? Interaktionsmustern und diagnostizierten seelischen Erkrankungen immer auch sinnvolle und erfolgsorientierte Motive zu unterstellen?
Der Erkenntnis- und Handlungsgewinn einer der letzgenannten Betrachtungsweise ist sicherlich, dass auf diese Weise überhaupt erst gegenstandbezogene objektive Aussagen und professionelles Handeln möglich sind. Ein objektivistischer Realitätszugang würde so vermieden. Das heißt man könnte mit einem solchen Hypotheseninstrument perspektivische Verzerrungen umgehen, die sich aus der persönlichen Perspektive des Forschers, Theoretikers, aber auch des Pädagogen ergeben, indem von diesen fraglos vorgegeben wird, was für den jeweiligen Gegenstandsbereich objektiv zu sein hat.
Diese Arbeit soll ein Versuch der Entwicklung eines Hypotheseninstrumentes sein, mit dem es möglich ist, gegenstansbezogene Ausagen über Alltagsnormen und Alltagshandeln zu machen.